Die Bergische Gartenarche feierte 2021 ihr 20jähriges Jubiläum. Hier finden Sie die Vielfalt-Retterinnen seit 2001:
Anlässlich des 20jährigen Jubiläums wurde ein "Gartennotizbuch" mit dem Titel "Meine Gartengeheimnisse - Es lebe die Vielfalt" erstellt. Hier können Sie die
Textversion downloaden:
Zum Ende eines jeden Herbstes sucht die Bergische Gartenarche ein Gewächs raus, was sie zur Pflanze des kommenden Jahres kürt. In diesem Jahr haben wir uns sehr schwer damit getan, denn wenn wir eine Pflanze näher beschreiben, möchten viele sie in ihren Garten pflanzen, was ja auch unser Bestreben ist.
Die Wahl der Jahrespflanze heißt für uns, dass wir viel Saatgut, viele Ableger oder viele Pflänzchen zur Verfügung stellen möchten. Leider hat die Vermehrung unserer alten Gartenschätze nicht so geklappt wie wir es uns vorstellten. Immer weniger Paten geben überhaupt brauchbares Saatgut zurück.
Durch die trockenen Sommer der letzten 3 Jahre hat sich die Lage nochmals verschärft. Wir ernteten nur sehr wenig Saatgut und im harten Boden konnten sich auch die Stauden nicht so ausbreiten wie gewünscht. Wir hätten ohne Ende gießen müssen, was ein arbeitsreiches Unterfangen gewesen wäre. Unsere Paten hatten mit dem gleichen Problem zu kämpfen und dadurch erhielten wir von ihnen auch nur kleine Mengen Saatgut, die leider auch oft noch minderwertig und für die Vermehrung nicht geeignet waren. Was die Sonne nicht austrocknete, fraßen größtenteils die Mäuse mit Vergnügen. So wurde uns das Gärtnern erschwert und wir haben vom Saatgut nur noch geringe Mengen.
Ja und als wir gar keine Pflanze fanden, die wir im neuen Jahr präsentieren konnten und wir schon den Entschluss gefasst hatten, diese Rubrik ausfallen zu lassen, da räumte ich die dicken Knollen der Dahlien aus dem Archegarten in meinen Keller. Und wie ich mir so Gedanken machen: „Was stellen wir nur mit den vielen dicken Knollen an?“ Da kam mir die Idee: Pflanze des Jahres 2021 wird unsere rote, große Dahlie aus dem Archegarten des Freilichtmuseums.
Die rote Dahlie, 15b, der Bergischen Gartenarche
Als wir damals, vor jetzt 20 Jahren, die Bergische Gartenarche gründeten und Gärtner dazu aufriefen, uns alte Gartenschätze zukommen zu lassen, da gesellte sich sehr schnell eine rote anemonenförmige Dahlie zu uns. Dunkelrot, meist mit halboffener Mitte ist sie wunderschön anzusehen und bereichert damit jeden Garten. Da sie sehr starkwüchsig ist und mit 160 cm schnell an Höhe gewinnt, vermehrt sie sich sehr gut. Im Herbst werden dicke, runde Knollen ausgegraben, meistens dreimal so viele wie gepflanzt wurden.
Wer liebt sie nicht, die alten Gärten in denen dick und prächtig die Schmuckdahlien stehen? Besonders in alten Bauerngärten sind sie anzutreffen und ihre bunten Farben locken schon von weitem den Betrachter an. Ob z.B. Kaktusdahlien, Pompon- oder Halskrausendahlien, eine reichhaltige Palette vieler Formen und Farben stellen sie dar. Jeder sagt, wie schön, wie beeindruckend! Die meisten schrecken aber davor zurück, die Dahlien im eigenen Garten anzupflanzen.
In der Tat ist es nicht ganz so einfach, die Dahlien im Garten zu halten, da sie nicht winterhart sind. Das heißt, die Knollen müssen nach dem ersten Frost im Herbst aus dem Boden genommen werden, um sie an einem frostsicheren Ort zu überwintern. Doch wer hat heute noch einen alten Keller, der nicht zu warm ist?
Ursprünglich kam die erste Dahlie, in vergangenen Zeiten auch „Georgine“ genannt, über den großen Teich, war sie doch in Mexiko beheimatet. Genauso wie bei der Kartoffel wollte man die Wurzel essen. Doch die traf nicht den Geschmack der Anbauer und dadurch blieb die Dahlie eine Zierpflanze. Heute wissen wir, wenn auch die Wurzel nicht so gut mundet, so können doch die Blütenblätter eine Bereicherung auf jedem Tisch sein und da schmeckt jede Blütenfarbe anders, aber immer ein wenig nach Endiviensalat.
Dahlien sollten in keinem naturnahen Garten fehlen, besonders unsere Rote macht sich dort sehr gut. Die meist leicht geöffnete Mitte lädt Insekten ein, monatelang Nahrung zu finden. Von Juli bis zum ersten Frost öffnen sich immer neue Blüten.
Am Ende der Wachstumsperiode und nach dem ersten Frost werden die Knollen vorsichtig ausgegraben, von Erde befreit und an einem frostfreien Ort überwintert.
Für Leute, die auf den Geschmack gekommen sind und sich Dahlien in den Garten holen wollen, hier ein paar Tipps wie Dahlien überwintert werden können:
Die Anzucht von Dahlien in Töpfen eignet sich besonders gut dort, wo Schnecken ihr Unwesen treiben. Als Delikatesse steht die Dahlie bei den Kriechtieren besonders hoch im Kurs. Ein Tipp für Dahlien im Freiland: Die Knollen zeitig in Töpfen vorziehen, damit sie schon eine gewisse Größe haben bevor sie in den Boden kommen. Sie haben bessere Chancen durchzukommen und man erwischt die Schnecken schnell bei ihrem Vorhaben.
Hoffentlich habe ich ihnen die Dahlie etwas schmackhaft gemacht! Sobald es wieder möglich ist, werden wir Ihnen auf den Tauschbörsen unsere Dahlie anbieten. Dann können sie sich selbst von der Blüh- und Wuchsfreudigkeit überzeugen.
Marianne Frielingsdorf (Dieser Artikel ist auch in der "Brennnessel", dem NABU-Printmedium 2021 enthalten.)
Bergische Gartenarche - Pflanze des Jahres 2019
Die Etagenzwiebel
Als „Ewige Zwiebel“ sehr begehrt - viele Menschen möchten sie gerne in ihren Garten holen.
Die meisten Zwiebeln werden in unseren Breiten einjährig kultiviert. Doch die Etagenzwiebel ist eine Staude und kommt jedes Jahr wieder, genau wie die Winterheckezwiebel.
Diese beiden, oft in kleinen Blattröhren wintergrüne Pflanzen, sind ausdauernd und unterscheiden sich durch den Frucht- oder Blütenstand.
Die Winterheckzwiebel (Allium fistulosum) schiebt im Sommer einen Blütenstand hervor, in dem sich schnell kleine schwarze Samen bilden, die sich gerne aussäen.
Anders die Etagenzwiebel (Allium x proliferum); Sie bildet Brutzwiebeln auf der ‚Etage‘, also etwa 40 bis 50 cm über dem Boden aus. Diese Brutzwiebelchen reifen im Sommer und bilden meist zu dritt oder viert ein kleines Nest.
Schließlich neigen sich die Stängel zur Erde und die „Tochterzwiebeln“ bewurzeln sich und bilden dann schnell einen neuen Horst.
Die Etagenzwiebel ist sehr robust, stammt aus Sibirien und kommt fast mit jedem Klima zurecht, Trockenheit behagt ihr nicht so ganz. In milden Regionen überwintert sie mit grünen Spitzen, die dann gerne in der Küche Verwendung finden.
Als Kuriosität wächst sie nicht nur einzeln auf dem Beet, sondern lässt sich auch gut mit Stauden und Sommerblumen kombinieren und macht dabei einen sehr guten Eindruck. Auf gutem Boden wird sie so ca. 70 cm hoch und ist durch ihren außergewöhnlichen Wuchs sehr imposant.
Um die Etagenzwiebel selbst zu vermehren, knickt man den Stängel mit den ‚Zwiebel-Nestchen‘ herunter, bis diese die Erde berühren und sich bewurzeln können. Niemals die unreifen Zwiebelchen auseinander brechen, da sie dann schnell faulen!
Gut schmecken die kleinen Zwiebeln, geschält und in Butter gedünstet, zu Fleisch oder zum Gemüseschnitzel; man kann sie auch süßsauer einlegen. Die bauchigen dicken Röhrenblätter werden in den Salat geschnitten oder aufs Brot gegessen. Sie passen zu Quark, Frischkäse oder Joghurt und bereichern viele Gerichte.
´Die Etagenzwiebel ist zurzeit ziemlich begehrt, aber schwierig zu bekommen. Die Bergische Gartenarche gibt ihr Bestes um diese leckere Zwiebel zu vermehren und weiterzugeben.
Denn: Wo viel Knoblauch und Zwiebeln gegessen werden, gibt es viele Hundertjährige!
Marianne Frielingsdorf
Arche-Pflanzen des Jahre 2018: Die Duftpflanzen
Viele Düfte sind an Erinnerungen gekoppelt, die uns blitzartig überfallen, sobald uns der Geruch wieder begegnet. Daher versetzen uns Blumendüfte aus Großmutters Garten häufig in unsere Kindheit zurück.
Auch unsere Vorfahren erfreuten sich gerne an duftenden Gartenschätzen. Parfüm war schließlich ein uner-schwinglicher Luxus. Im Frühling berauschte man sich an Duftveilchen und Narzissen. Diese wurden gehegt und gepflegt damit sie um Ostern herum viele duftende Blüten hervorbrachten, besonders die Dichternarzisse. Maiglöckchen, Waldmeister und der Fliederbusch, der gerne in Hausnähe blühte, parfümierten den Mai. Im Frühsommer verströmte der Bauernjasmin seinen lockenden Duft (manche nennen es Gestank). Sein Duft ist so extrem, dass empfindliche Menschen Kopfschmerzen davon bekommen.
Pfingstrosen, Phlox und Nelken betörten die Sinne. Im Juni genoss man unter dem von alten historischen Rosen umrankten Rosenbogen, deren unvergleichlichen Duft. Leider blühen sie nur kurze Zeit, dann aber üppig!
Die Reseda, mit ihren unspektakulären Blüten, durfte früher in keinem Sommergarten fehlen. Ihr Duft ist einfach wunderbar. Großmutter liebte auch die (fledermausfreundliche) Nachtviole, die erst am Abend ihren Duft verströmt und damit Nachtfalter anlockt, die auf der Speisekarte der Fledermäuse stehen. Levkojen und Wicken gehören seit jeher zum Duft-Potpourri jedes Bauerngartens. Und einige Kräuter, wie Pfefferminze, Zitronenmelisse oder Bohnenkraut erfreuten auch getrocknet noch mit ihrem Aroma, im Tee oder als Würze.
Damals wie heute begleiten uns die Duftpflanzen durch das Gartenjahr. Viele der alten wohlriechenden Gartenschätze hat die Bergische Gartenarche aufgespürt und gerettet.
Besuch vom WDR-Fernsehgärtner im Gemüsebeet der Johanniter-Museums-Kita Lindlar
Mitte August 2022 sind die Museumskühe, auf der Suche nach saftigem Grünzeug, einmal quer durch den Arche-Garten und den benachbarten Gemüsegarten der Johanniter-Museums-Kita getrampelt. Wie im Kinderbuch beim schwedischen Petterson gab es dabei einigen Flurschaden.
Dies nahm der WDR zum Anlass, seinen Museumsgärtner, Rüdiger Ramme, mit neuen Pflanzen nach Lindlar zu schicken, um die geplünderten Kinderbeete, gemeinsam mit einigen Kita-Kindern, neu zu bepflanzen. Die Bergische Gartenarche, vertreten durch Marianne Frielingsdorf, unterstützte das Vorhaben kräftig mit Rat und Tat.
Der Beitrag wird am 13. September in der Lokalzeit gesendet.
Jecker Besuch bei Arche-Frau
Marianne Frielingsdorf
Das Prinzenpaar aus Engelskirchen mitsamt Hofstaat besuchte Marianne Frielingsdorf, um sich für über 1000 Saatgut-Portionen großzügig zu bedanken. Das Saatgut von heimischen Sommerblumen in bunten Tütchen wird anstelle von Kamellen beim Karnevalszug am Rosenmontag verteilt.
Damit verbunden ist ein Wettbewerb, wer die schönste blühende Fläche daraus macht. Die Gewinner werden am 11.11.2019 prämiert.
Dreimal Engelskirchen Alaaf!
2016 feierte die Bergische Gartenarche ihr 15jähriges Bestehen mit einem Jubiläumsheft.
Diese Broschüre steht hier jedem zum Download zur Verfügung.
Sie enhält auf 52 bunten Seiten viel Wissenswertes über die Bergische Gartenarche, alte Landsorten und deren Erhaltung.
In erster Linie ist es aber ein Nachschlagewerk mit viel Gartenwissen. Aus diesem Grund enthält das Heft viele interessante Artikel zur naturnahen Gartengestaltung
sowie Tabellen, die bei der Auswahl geeigneter Pflanzen helfen oder beim Anlegen einer Blumenwiese und vieles mehr. Inhaltsverzeichnis s.u.
Die Druck-Version des Jubiläumsheftes erhalten Sie nur an unseren Infoständen.
Viel Freude damit!
Die Bergische Gartenarche sucht, sammelt und sichert alte Landsorten; Nutz- und Zierpflanzen, die seit vor 1950 in den Gärten des Bergischen Landes angebaut werden.
Wir möchten samenfeste Sorten aus der Region für den Hausgarten erhalten sowie altbewährtes Wissen zur Kulturpflanzenvielfalt weitergegeben und durch neue praktische Erfahrungen und den persönlichen Austausch erneuern und erweitern.
Und wir möchten den Menschen die Freude am eigenen Garten und am nachhaltigen Gärtnern vermitteln.